Büro und Hauswirtschaft sind Zugpferde

Thüringer Allgemeine (Kreis Erfurt) vom 01.04.2023

Jugendberufsförderung Erfurt lädt zum 23. Mal Auszubildende zum Forum Inklusion ein. 180 Anmeldungen zeugen von steigendem Interesse

Michael Keller

Erfurt. Zum 23. Mal hatte die Jugendberufsförderung (JBF) Erfurt in dieser Woche nach dreijähriger Pause wieder zum Forum Inklusion in den Storchmühlenweg eingeladen. Die JBF kümmert sich um die Berufsausbildung junger Menschen mit Lernbehinderung - seit 1991. Und muss, wie jede Branche auch, den mühsamen Weg der Nachwuchsgewinnung gehen. „60 bis 65 Azubis brauchen wir in diesem Jahr“, sagt JBF-Geschäftsführer Axel Stellmacher. Das wäre ein reales Ziel. Weil überall die Azubis-Zahlen rückläufig wären. Stellmacher blickt etwas wehmütig auf Zeiten zurück, als 240 Azubi-Plätze in allen Jahrgängen belegt waren. Jetzt seien es gerade mal 160.

30 Berufe in sechs Fachbereichen
30 Berufe in sechs Fachbereichen hat die Jugendberufsförderung im nächsten Ausbildungsjahr im Angebot. Diese wurden in dieser Woche bei der zweitägigen Veranstaltungen in plastischer Weise dem Zielpublikum - zum Beispiel jungen Menschen aus Förderzentren - nahegebracht. Man habe im Vorfeld Schulen gezielt angesprochen. Offenbar war das Interesse trotz der angespannten Lage auf dem Ausbildungsmarkt vorhanden. 180 Anmeldungen hätten vorgelegen, so Stellmacher. Doppelt so viele wie im Vorjahr, wo man noch immer mit den Corona-Auswirkungen zu kämpfen hatte. Erstaunlicherweise war bei den Bereichen Holz und Metall das Interesse gedämpft. Dafür seien die Sektoren Hauswirtschaft und Büro gut gelaufen. Auch bei personellen Dienstleistungen, die in den Bereich der Pflege hineinreichen, seien gefragt gewesen. Reserven habe es im Bereich Lager und Logistik gegeben. Und das, obwohl Logistik in Erfurt eine feste Größe ist, so der JBF-Chef.

Überzeugt vom Konzept, junge Menschen frühzeitig an die Arbeitswelt heranzuführen, war die Jugendberufsförderung vor fast 32 Jahren gegründet worden. Zielgruppe sollten behinderte junge Menschen sein. Vor allem Lernbehinderte. 70 Prozent aller behinderten Menschen in Deutschland sind speziell lernbehindert, hatte man herausgefunden. Menschen, die Probleme haben, Stoff zu erfassen, wiederzugeben, zu lesen oder zu schreiben. 20 Prozent der Schüler haben aber auch körperliche Handicaps. Dieser Klientel nahm sich die JBF an. Ziel: Praxiserfahrung für den Berufsweg vermitteln, Fähigkeiten und Fertigkeiten entdecken und fördern. Rund 70 Prozent beträgt die Eingliederungsquote der Azubis in den ersten Arbeitsmarkt.

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