In einer Welt, die oft grau und eintönig erscheint, entstand auf dem Gelände der Jugendberufsförderung ein Projekt, das die Farben Orange, Rot und Blau in den Mittelpunkt rückte und die Kreativität der Teilnehmenden auf eine ganz besondere Art und Weise zum Ausdruck brachte. Ein Kunstprojekt, das nicht nur Farben, sondern auch Interessen und Ideen auf eine Wand zauberte, sodass ein wahrhaft lebendiges Werk entstand.
Ein Farbenfrohes Vorhaben
Was war das für ein Projekt, fragt ihr euch? Es handelte sich um ein beeindruckendes Kunstprojekt, bei dem eine bisher unscheinbare Fläche auf dem JBF-Gelände durch die Pinselstriche und kreativen Köpfe der Teilnehmenden der Maßnahme Unterstützte Beschäftigung in ein lebendiges Meisterwerk verwandelt wurde.
Die Gestaltung der Fläche orientierte sich an den Interessen der Teilnehmenden. Unter den Themen Sport, Urlaub und Reisen, Gastronomie sowie Lieblingstiere fanden sich die Motive, die das Kunstwerk schmückten. Hierbei diente der Stil des Künstlers Erich Enge als inspirierendes Vorbild.
Die Quelle der Inspiration: Erich Enges Wandgemälde
Das Kunstprojekt der JBF ließ sich von Erich Enges Wandgemälde „Sieg der Liebe über die Finsternis“ oder auch „Die Idee wird zur materiellen Gewalt, wenn sie die Massen ergreift“ inspirieren, das im Jahr 1976 entstand. Viele Erfurter/innen kennen das Wandbild an der Vilnius-Passage in Erfurt-Rieth.
Im Rahmen des Projekts „Vor dem Verschwinden“ der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt beschäftigten sich die Teilnehmenden mit der Geschichte der DDR. Am ersten Projekttag (20.07.2023) besuchten sie gemeinsam die Gedenkstätte und wurden dort in einer Führung in leichter Sprache über die Geschichte des Hauses sowie die Geschichte der DDR im Allgemeinen informiert. Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem Thema „Kunst“ und der künstlerischen Freiheit, bzw. der oft versteckten Kritik am System in baubezogenen Kunstwerken.
Am zweiten Tag (21.07.2023) wurde dann das oben erwähnte Kunstwerk mit einer aktuell daran arbeitenden Restauratorin besichtigt. Die Besonderheiten (u. a. die Farbgebung, versteckte Kritik sowie die dargestellte Geschichte) des Wandbilds an einer ehemaligen Bibliothek wurden entdeckt und besprochen.
Von der Idee zur Umsetzung
Die künstlerische Umsetzung dieses Projekts war ein Prozess, der eine Fülle von Ideen und kreativer Energie beinhaltete. An nur zwei Tagen (03.- 04.08.2023) konnte so ein ganzes Bild von der ersten Skizze bis zur ausgemalten Fläche an der Wand entstehen.
Zunächst beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Zeichenübungen und einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit Erich Enges Wandgemälde. Diese Vorarbeit ermöglichte es ihnen, nicht nur die Techniken zu erlernen, sondern auch eine emotionale Verbindung zu der Kunst zu knüpfen.
Nach dieser intensiven Phase wurden Entwürfe erstellt, diese wurden zu Gruppen zusammengefasst und mittels eines Projektors auf die zu gestaltende Fläche geworfen. Hier entstanden Skizzen, die als Grundlage für die farbliche Gestaltung dienten.
Die künstlerische Umsetzung wurde von Felix Schwager, einem Künstler und Designer aus Erfurt, geleitet. Seine Expertise und Leidenschaft für die Kunst führten dazu, dass die Ideen der Teilnehmenden in lebendige Farben und Formen verwandelt wurden. Die vorwiegenden Farben Orange und Blau verliehen dem Kunstwerk eine dynamische und fröhliche Atmosphäre, während die Themen der Motive die persönlichen Interessen der Teilnehmenden widerspiegelten. Gleichzeitig erinnern die gewählten Farben an die für Erich Enge zur Verfügung stehenden Farben und knüpfen somit die Verbindung zum Wandbild im Rieth. Voller Begeisterung blieben die Teilnehmer/innen sogar am Freitag bis weit über den Feierabend hinaus in der JBF, um ihr Kunstwerk fertig zu stellen.
Abgeschlossen wurde das Projekt mit einem erneuten Besuch in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße am 18.08.2023. Die Projektleiterin Lisa Ströer führte uns durch die neue Sonderausstellung „Vor dem Verschwinden“, zu sehen bis 12.11.2023, in dem einige Kunstwerke von anderen Gruppen und die dazugehörenden baubezogenen Kunstwerke der DDR vorgestellt wurden. Wir danken Lisa Ströer für die Planung und Umsetzung des Projekts, an das sich alle noch lange erinnern werden und der Geschäftsführung der Jugendberufsförderung für die Bereitstellung einer geeigneten Fläche und die Unterstützung solcher Projekte!
Ein Blick in die Zukunft
Das Kunstprojekt der JBF verwandelte nicht nur eine leere Fläche in ein farbenfrohes Meisterwerk, sondern es öffnete auch die Türen zu kreativem Denken und individueller Selbstentfaltung. Die Teilnehmenden erlebten, wie aus Ideen und Pinselstrichen ein Kunstwerk entstehen kann, das nicht nur die Sinne anspricht, sondern auch Geschichten erzählt.
Dieses Projekt erinnert uns daran, wie wichtig es ist, Raum für Kreativität zu schaffen und die Persönlichkeiten jedes Einzelnen zum Ausdruck zu bringen. Es ermutigt uns, mit Farben, Formen und Ideen zu spielen und unsere Vorstellungen in die Welt zu tragen. Die leuchtenden Farben auf dem Gelände der JBF werden auch weiterhin als Zeugnis für die Kreativität und Einzigartigkeit der Teilnehmenden und des Projekts selbst dienen - eine Erinnerung daran, dass Kunst die Kraft hat, die Welt um uns herum zu verwandeln. Darüber hinaus sind es eben solche Projekte, die wahrhaftige Begeisterung und langanhaltende Motivation bei unseren Teilnehmer/innen auslösen sowie das Wir-Gefühl der Gruppe durch das gemeinsame Erlebnis zu stärken. Etwas Bleibendes zu hinterlassen, erfüllt jede/n einzelne/n UB-Teilnehmer/in mit Stolz!